Mitten in der Nacht – zu mindestens gefühlt – stiegen wir am Pfingstmontag gemeinsam mit den uns begleitenden Lehrer:innen (Fr. Esser, Hr. Matzerath, Hr. Thevis) in den Bus, der uns sicher nach Krakau brachte. Die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Altstadt Krakaus und das jüdische Leben in Krakau vor und während der Besatzungszeit standen im Mittelpunkt der ersten beiden Tage.

Da wir vor der Fahrt gemeinsam den Film „Schindlers Liste“ gesehen hatten, freuten wir uns besonders auf den Besuch der „Schindlerfabrik“. Diese sah von innen nicht mehr wir eine industrielle Anlage aus, sondern wurde zu einer Gedenkstätte umgebaut.  Der Umgang der deutschen Besatzungsmacht mit der polnischen und jüdischen Bevölkerung wurde hier mit Hilfe von Zeitungsartikeln, Filmschnipseln, Fotografien und Plakaten aus der Besatzungszeit rekonstruiert. Die vielen Namen der durch Schindler geretteten Juden im letzten Ausstellungsraum bewegten uns besonders, da sie beweisen, dass auch eine Einzelperson während einer Schreckensherrschaft Gutes bewirken kann.

Am letzten Tag in Krakau durften wir eine Holocaustüberlebende kennenlernen, deren Bericht uns für den kommenden Tag sensibilisierte, denn der Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz war der eigentliche Anlass der Studienfahrt. Wir alle wollten den Ort der industriellen Massentötung kennenlernen, um das Unbegreifliche in seiner gesamten Dimension erfassen zu können. Den Besuch der Gedenkstätte und des Konzentrationslagers werden wir nie vergessen. Die ausgestellten Haare sowie die Prothesen und die vielen verschiedenen Koffer der unschuldigen Opfer führten uns vor Augen, dass Auschwitz für unzählige Menschen ein Ort ohne Wiederkehr war. Die zahlreichen Fotos der ausgemergelten Opfer und ihre leidgeprüften Gesichter haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es war uns wichtig, diesen Ort gesehen zu haben, aber dennoch waren wir erleichtert, das Vernichtungslager nach mehreren Stunden verlassen zu können. Ein Auschwitzbesuch brennt sich unweigerlich in das Gedächtnis ein. Auschwitz führt uns aber auch die Verantwortung vor Augen, einen Massenmord niemals schweigend hinzunehmen.

Nach einer gemeinsamen Gesprächsrunde über den Auschwitzbesuch gingen wir diesmal früh ins Bett. Am nächsten Tag fuhren wir nach Berlin. Der Balkon des Humboldt-Forum bot uns einen fantastischen Blick auf Berlins Mitte. Die abendliche Schifffahrt war trotz des Gewitters eine willkommene Abwechslung. Am nächsten Tag wollten wir den Umgang der BRD mit der deutschen Nazivergangenheit anhand verschiedener Denkmäler diskutieren. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas mit seinen 2710 Beton-Stelen erinnerte uns beispielsweise auf abstrakte Weise an den Völkermord. Das Mahnmal wird durch den unterirdischen Ort der Information ergänzt, der uns nochmal konkrete Lebenswege verschiedener Holocaustopfer vor Augen führte. Danach quetschten wir uns an den Zäunen der gerade im Bau befindlichen Fanmeile vorbei und schossen noch Erinnerungsfotos vom Brandenburger Tor und dem Reichstag, um anschließend erschöpft in den Bus zu steigen und die Heimfahrt anzutreten.